Herzlich Willkommen zu "grenzenlos hoffen" - Veranstaltungswoche der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zum 80. Todestag von Dietrich Bonhoeffer in Flossenbürg
„So gewiß der Mensch glaubt, so gewiß hofft er. Und es ist keine Schande zu hoffen, grenzenlos zu hoffen“. So Bonhoeffer im Angesicht des Nazi-Regimes, unter dem sich kaum jemand Hoffnung auf bessere Zeiten machen konnte.
Bonhoeffer polarisiert – als Zeuge des Glaubens, als Anwalt der Verfolgten.
Sei es in Zeiten des Nazi-Regimes, als er es als Aufgabe der Kirche erwägt, die Opfer unter dem Rad der Gesellschaftsordnung nicht nur zu verbinden, „sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen“ oder aktuell mit dem US-Filmdrama „Bonhoeffer: Pastor. Spy. Assassin“ (ab 6. März 2025 in den Kinos in Deutschland).
Geht es im einen Fall darum, in Gottes Namen Partei für die Verfolgten zu ergreifen, so geht es in der Debatte um den Bonhoeffer-Film um Bonhoeffers Rolle in aktuellen politischen Debatten.
Kurz war das Leben des 1906 in Breslau geborenen Theologen Dietrich Bonhoeffer, der am 9. April 1945 neben anderen im Widerstand gegen das Naziregime Aktiven hingerichtet wurde.
Leben und Werk sind wohl bei kaum einem anderen Theologen so eng verbunden und faszinierend wie bei Bonhoeffer – nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil viele seiner tiefen und zukunftsweisenden theologischen Entwürfe unvollendet geblieben sind, was den Raum für Projektionen aus verschiedenen Richtungen öffnet. Schnell wird Bonhoeffer zum Kampfgehilfen für die je eigenen Ziele gemacht, denn, so scheint es: wo Bonhoeffer drauf steht, wird für das Gute gekämpft.
Allzu offensichtlich aber sind die Instrumentalisierungsversuche Bonhoeffers, gegen die sich nicht zuletzt auch seine Familie, die Nachkommen seiner sieben Geschwister wehren.
Auf jeden Fall lädt Bonhoeffer zur Identifikation ein. Die Zeilen aus „Widerstand und Ergebung“ könnten auch heute geschrieben sein:
„Wir sind stumme Zeugen böser Taten gewesen, wir sind mit vielen Wassern gewaschen, wir haben die Kunst der Verstellung und der mehrdeutigen Rolle gelernt, wir sind durch die Erfahrung misstrauisch gegen die Menschen geworden und mussten ihnen die Wahrheit und das freie Wort oft schuldig bleiben, wir sind durch unerträglich Konflikte mürbe oder vielleicht sogar zynisch geworden – sind wir noch brauchbar?“
Was Bonhoeffer trotzdem in alle dem bis zuletzt gehalten hat, war seine Glaubenshoffnung, die auch das Motto der Gedenkwoche zu seinem 80. Todestag in Flossenbürg sein wird.
Dass diese Glaubenshoffnung aktiv ist, wird in seinem bekannten Ausspruch deutlich:
„Unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen.“
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern lädt ein, nach Flossenbürg zu kommen, um aus verschiedenen Perspektiven mit Blick auf Bonhoeffer nach unserem Glauben und Handeln heute zu fragen.
Dietrich Bonhoeffer (1906 -1945) war ein evangelischer Theologe des 20. Jahrhunderts, der tief in Kirche und Gesellschaft hineingewirkt hat.
Am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer im Konzentrationslager Flossenbürg ermordert zusammen mit anderen Widerstandskämpfern gegen das Nazi-Regime.
Sein gewaltvoller Tod jährt sich am 9. April 2025 zum 80. Mal. Die Evangelische Landeskirche in Bayern gedenkt des großen Theologen mit einer Veranstaltungsreihe in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg vom 3. bis 10. April 2025.
Wir erinnern an Dietrich Bonhoeffer als Menschen, als Theologen und als Widerstandskämpfer. Er hatte in sich eine Hoffnung ohne Grenzen. Deswegen wird das Gedenkjahr 2025 der ELKB unter diesem Motto stehen: #grenzenloshoffen
Landesbischof Christian Kopp
Wenn wir verantwortet erinnern und gedenken, können wir daran mitwirken, dass Naziverbrechen nicht mehr stattfinden. Und wir tragen die Hoffnung weiter, die Dietrich Bonhoeffer in Gefangenschaft und Bedrängnis in seiner Theologie und in seinen Glaubenstexten formuliert hat:
#grenzenloshoffen
Ein Glaube, der nicht hofft, ist krank. Er ist wie ein hungriges
Kind, das nicht essen, oder wie ein müder Mensch,
der nicht schlafen will. So gewiß der Mensch glaubt, so gewiß
hofft er. Und es ist keine Schande zu hoffen, grenzenlos zu hoffen.
Wer wollte auch von Gott reden, ohne zu hoffen. Wer
wollte auch von Gott reden, ohne zu hoffen, ihn einmal zu
schauen? Wer wollte von Frieden und von der Liebe unter den
Menschen reden, ohne sie einmal in Ewigkeit erleben zu wollen?
Wer wollte von einer neuen Welt und einer neuen
Menschheit reden, ohne zu hoffen, daß er an ihr teilhaben
werde? Und warum sollen wir uns unserer Hoffnung schämen?
Nicht unserer Hoffnung werden wir uns einstmals zu schämen
haben, sondern unsrer ärmlichen und ängstlichen Hoffnungslosigkeit,
die Gott nichts zutraut, die in falscher Demut nicht zugreift,
wo Gottes Verheißungen gegeben sind, die resigniert in
diesem Leben und sich nicht freuen kann auf Gottes ewige
Macht und Herrlichkeit. Je mehr ein Mensch zu hoffen wagt,
desto größer wird er mit seiner Hoffnung: Der Mensch wächst
mit seiner Hoffnung – wenn es nur die Hoffnung auf Gott und
seine alleinige Kraft ist. Die Hoffnung bleibt.
*(Quelle: London 1933-1935, DBW Band 13, Seite 401f)